Gleich im Eingangsbeet rechts macht im Moment die Passionsblume mit ihren markanten Blüten auf sich aufmerksam, die aus dem tropischen und subtropischen Mittel- und Südamerika stammt.
Als im Zuge der Entdeckung die Jesuiten nach Südamerika kamen, nannten sie diese Heilpflanze der indigenen Bevölkerung Passiflora Incarnata, Passionsblume, denn sie sahen im Aufbau der auffallenden Blüten mehrere Symbole für die Passion Christi. Die fünf Staubgefäße interpretierte man als die Wunden, die drei Stempel als die Kreuzigungsnägel, während der Strahlenkranz aus Staubblättern als Dornenkrone verstanden wurde.
1649 notiert der Arzt Francisco Hernández in seine Reisenotizen, dass die Pflanze gegen Schlaflosigkeit helfe und schmerzstillend wirke Die Blätter und Blüten werden deshalb auch heute noch gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit und damit zusammenhängende Schlafstörungen eingesetzt. sie können sowohl frisch als auch getrocknet als Tee getrunken werden, am besten in einer Mischung mit Baldrian und Hopfen.
Die Maracuja Frucht ist eine Unterart der Passionsblume, ihre Früchte ergeben den bekannt wohlschmeckenden Saft.
Unser Baldrian ist schon lange verblüht, aber den Hopfen, den es nur auf der Nordhalbkugel gibt, können Sie an seiner langen Hopfenstange bewundern, Er ist eines der wichtigsten
pflanzlichen Mittel gegen nervöse Erregung, Einschlafstörungen und leichte Depressionen. Zudem regt er den Appetit an, wirkt antibakteriell und entzündungshemmend.
Der größte Teil der Hopfenernte wir allerdings für die Bierherstellung verwendet. Er verleiht dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit.
Die Hopfendolden dienen auch in vielen alten Bibliotheken zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit und zum Schutz gegen Ungeziefer.
Die jungen Hopfensprossen eignen sich als Delikatesse mit feinem harzigen Geschmack sehr gut, wenn sie kurz gekocht werden.
Um diese beiden Pflanzen, und auch von anderen zu sehen und zu hören, laden wir Sie wieder herzlich ein zu unserem Nachmittag mit der Heilpflanze des Monats.
Wir freuen uns, Sie am 27. August um 17 Uhr im Heilkräutergarten begrüßen zu dürfen.
Anne Karsten
Alphornklänge und Kräutermärchen im Heilkräutergarten
Die erste Veranstaltung im Heilkräutergarten in diesem Jahr war von besonderen Klängen umrahmt – die Alphornbläserin Sabine Schubert-Kessler war bei uns zu Gast und erfreute die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Frau Schubert-Kessler hat uns ein wenig in die Welt der Alphörner mitgenommen und so durften wir erfahren, dass dieses Instrument früher als Kommunikationsmittel der Hirten auf den Alpen diente. Damit wurden benachbarten Sennen oder den Leuten unten im Tal Signale gesendet um z.B. vor Gefahren zu warnen oder um Hilferufe zu schicken, aber auch um die Kühe auf der Weide zu rufen oder sie zu beruhigen. Daraus haben sich Tonfolgen und sogenannte Alphornrufe entwickelt, die über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte weitergegeben, zum traditionellen Liedgut geworden sind.
Nach der musikalischen Einleitung hat uns Petra Rachel in die Welt der Pflanzenmärchen entführt. Die Geschichte handelte von einer Hochzeit mit Hindernissen und einer Pflanze die reines Gold wert ist … aber nur der dieses Gold ernten kann, dessen Hände noch nie Unrecht getan haben. Die Erzählung besagt dass die Pflanze jede Lüge erkennt und ihren Verbündeten, den Teufel zu Hilfe holt und er die unehrlichen Hände verbrennt.
Habt ihr es schon erraten um welche Pflanze es dabei geht … richtig die Brennessel!
Über dieses wunderbare „Unkraut“ und eines der gesündesten Wildgemüse berichtete im Anschluss Frau Dr. Monika Stecher.
Wo sie wächst musste sie eigentlich nicht erzählen … das wissen wir alle … überall. Und dabei bevorzugt sie die Nähe zum Menschen, ganz so als möchte sie uns zeigen wie wichtig und wertvoll sie für uns ist. Ihre Vorzüge als große Heilerin waren schon vor langer Zeit bekannt und ihr Einsatz für den Stoffwechsel z.B. als Tee ist auch heute noch gebräuchlich.
Wir haben aber auch gehört, dass diese von vielen Menschen so verachtete Pflanze mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen sehr gut in der Küche verwendet werden kann um unseren Speiseplan aufwerten.
So durften alle Besucher einen informativen und entspannten Nachmittag bei sommerlichen Temperaturen im Schatten der Bäume genießen.
Ein Blümchen vom Boden hervor
war früh gesprossen in lieblichem Flor.
Da kam ein Bienchen und naschte fein
die müssen wohl beide füreinander sein.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Der Dost ( Origanum vulgare ) ist im Sommer wie geschaffen für die Bienchen, aber auch für Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten, denn unendlich viele umschwirren die gerade im Garten so prächtig blühende und aromatisch duftende Gewürz- und Heilpflanze. Auch seine italienischen Verwandten, der Oregano und der Majoran erfreuen Mensch und Tier gerade mit ihrem würzigen Duft und den zahlreichen Blüten
Man nennt den Dost auch Wilden Majoran, Oregano oder Wohlgemut. Von Juli bis September blüht diese mehrjährige Pflanze blassrosa bis zartlila, vor allem an Südhängen und sonnigen Waldrändern. Er ist eine ausgezeichnete Bienenweide . Er schenkt den Honigbienen nicht nur reichlich Nektar, sondern liefert auch den für die Aufzucht der Brut wichtigen Pollen.
Als Heilkraut war der Dost bereits den alten Griechen bekannt. Im Mittelalter war die Pflanze eine der am häufigsten verwendeten. Der Volksname Wohlgemut kommt davon, weil das Kraut angeblich Kummer und Sorgen, schlechte Stimmung und Depressionen vertrieben haben soll.
Als Tee, vielleicht gemischt mit etwas Schafgarbe, ist er eine Wohltat für den Magen und die Verdauung.
Bei Bronchitis und Husten wird sowohl der Tee, als auch die Inhalation oder ein heißes Bad mit Dostabsud sehr empfohlen.
Ein Kräutersäckchen im Bett soll zu wohligem Schlaf verhelfen
Amerikanische Untersuchungen haben gezeigt, dass der Dost oder der Oregano beste Eigenschaften gegen die vielen Umweltgifte hat, sie aus dem Körper heraus leiten und den Stoffwechsel stärken kann.
Natürlich gab es auch magische Bräuche: man legte ein paar Stängel in einen Brautschuh und band die Blüten in den Brautstrauß für eine sichere Ehe! Oder man legte ihn dem Kind in die Wiege, weil Maria der Legende nach dem Jesuskind aus diesem Kraut ein Lager bereitet habe. Man sagte ihm auch nach, dass er Hexen, böse Mächte und Dämonen abwehren konnte, die man mit einer Räucherung vertrieb.
Und zu guter Letzt muss natürlich erwähnt werden, dass wohl keine Tomatensoße, keine Pizza keine Pasta oder kein Grillfleisch mehr ohne dieses Gewürze denkbar sind, sie haben unseren nördlichen Speisezettel wahrhaft bereichert.
Anne Karsten
Sommerlied
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten
Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich
ausgeschmücket haben,
Die Tage der Sommersonnenwende sind gekommen, die Mittsommerzeit. Der Höhepunkt des Lichtjahres, führt uns nach draußen
in die Natur und öffnet uns unsere Sinne, wie es Paul Gerhard in seinem Lied beschreibt.
Seit jeher gelten sie als mystische Tage, die in vielen alten Kulturen mit großen Sonnwendfesten und lodernden Feuern gefeiert wurden.
Um Glück in der Liebe zu haben, sprangen Liebespaare gemeinsam über das Feuer. Andere gürteten sich mit Sonnwendkräutern und verbrannten diese dann, um damit symbolisch ihre Krankheiten los zu werden
Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes geht auf Traditionen bis in prähistorische Zeit zurück. Die Sonne hat essentielle Bedeutung für das irdische Überleben. Das hilfreiche Sonnen Feuer, galt von jeher als heilbringend und reinigend, das Böse vernichtend.
Das christliche Abendland verbindet den 24. Juni mit Johannes dem Täufer, der als besonders machtvoller Heiliger galt. Er trat mit flammenden Reden unter die Menschen und wollte sie »befeuern«: damit sie ihren Sinn änderten und umkehrten. Wäre das nicht auch für unsere heutige Zeit angebracht ?
Der Johannistag war der "Tag der Heilkräfte", an man die "Johanniskräuter" Marguerite, Arnika, Bärlapp, Beifuß, Eisenkraut, Kamille, Klette, Königskerze , Quendel, Ringelblume und natürlich das Johanniskraut selbst, für die Hausapotheke sammelte
Im Heilkräutergarten blühen jetzt gelbes Johanniskraut und blauer Lavendel, und machen mit ihren Farben der Sonne und dem Himmel Konkurrenz.
Kein Heilkraut wurde wissenschaftlich so genau und gründlich untersucht wie das Johanniskraut.
Die Pflanze wirkt krampflösend, antidepressiv, entspannend und beruhigend und kann so vielfältig für Leib und Seele in Form von
Öl, Tee oder Medizin eingesetzt werden. Zerreibt man eine Blüte zwischen den Fingern, so tritt blutroter Saft aus, der Legende nach stand die Pflanze unter dem Kreuz Christi und jede Blüte fing
einen Tropfen seines Blutes auf.
Lavendel ist nicht nur als Heilpflanze, für sein gutes Aussehen und seinen wohligen Duft bekannt, sondern auch als Mittel zur Entspannung. Wegen seiner wohltuenden und heilenden Wirkung für den Körper und den Geist ist er seit Jahren im Kosmetik- und Gesundheitsbereich beliebt und deshalb in vielen Wellness-Produkten zu finden.
Ebenso dient er als Insektenabwehrmittel sowohl im Haus als auch im Garten, als natürliche Abwehr gegen Schädlinge jeder Art.
Und zum Schluss noch einige Bauernregeln für Johanni:
Ist die Milchstraße klar zu seh’n, bleibt das Wetter schön.
Vor Johanni bitt um Regen, hernach kommt er ungelegen.
Bis Johannes wird gepflanzt, das Datum du dir merken kannst.
Regnet's am Johannistag, regnet es noch vierzehn Tag.
Johanni trocken und warm, macht den Bauern nicht arm.
Vielleicht erfüllen sich einige dieser positiven Bauernregeln, und helfen so dem Land, den Bauern und den Gärtnern.
Anne Karsten
Jeden Tag, der Garten ist normalerweise immer offen, kann man sich dort aufs Neue in das Geheimnis der Natur einfühlen, wie Khalil Gibran ( 1833 - 1931 ) es so wunderbar beschrieb :
Die Stimmen der Natur
Wenn die Vögel singen, rufen sie dabei die Blumen des Feldes |
Mit folgenden Worten wurde bei der Hauptversammlung des Vereines der neue Heilkräutergarten den Mitgliedern und Freunden vorgestellt.
Hildegard von Bingen (1098 – 1179) schrieb
"In der gesamten Schöpfung sind geheime Heilkräfte verborgen"
Um diese Heilkräfte in den Pflanzen zu zeigen, wurde im Jahr 1989 mit viel Begeisterung und Schwung der erste Garten mit ca. 5 Ar Grundfläche, angelegt um :
„ ….die uns anvertraute Schöpfung zu erhalten, das alte Wissen über diese Heilkräfte den Menschen hier in Winterbach wieder nahe zu bringen, sie zu einer gesunden Lebensweise zu ermuntern, und durch seine Anlage, seinen Pflanzen, Blüten und Düften eine beglückende und bezaubernde Erholungsstätte für die Bürger zu bieten....„
so die Beschreibung des damaligen Initiators Prof. Dr. Herbert Uetz
Mit derselben Begeisterung wurde nun im Jahr 2018 der neue Garten gestaltet und unter ein Motto gestellt, das Johanna Uetz bei der Eröffnung des alten Gartens am 25. Juni 1989 so beschrieb
Denn was do gschaffa isch von Gmeind ond vom Verei
soll stets zum Best für alle - ond a lange Zeit au sei
Drum heget, pfleget wer au geht dorei
und gucket, passet auf, dass drenn koi Ofug sei
denn was do gschaffa gwiss und wohr
isch net bloss für uns - au für spätra Johr
dromm helfet, helft, dass ons des bleibt an Gottes Gaben
was wir an heilkräftiger Hilfe in der Natur viel haben
Schauen Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang vorbei an unserem fast schon fertig gestellten neuen Heilkäutergarten!
Viele Heilpflanzen haben schon wieder ihre Heimat gefunden in den neu angelegten und vorläufig gekennzeichneten Beeten.
Wahrscheinlich schon nächste Woche wird die Hainbuchen
Hecke rings um den Garten angelegt, und der Platz für die neuen Hütten gepflastert, die dann im Juni aufgebaut werden. Daher sind wir
nun sicher, dass wir Ihnen am Brunnenfest
wieder eine interessante
Führung bieten können, wir wussten ja von Anfang an nicht, ob der Zeitplan wirklich klappen wird.
Aus der Mitte der Vorstandschaft kam 1986 die Idee Heilkräuter, die natürlichen Heilmittel seit Jahrhunderten – in einem Heilkräutergarten anzupflanzen. Heilkräuter haben eine alte Tradition, die sich bis in Mitteleuropa zurückverfolgen lässt, bis in die mittelalterlichen Klöster. Diese gesammelten Erfahrungen wurden in Bauerngärten übernommen.
Im Pflegeheimpark wurde der Kräutergarten mit Zustimmung des Bürgermeisters und des Gemeinderates realisiert. 1988/89 wurde der Garten angelegt in der Ahnlehnung an alte Klostergärten mit Wegekreuz (das früher vor finsteren Mächten schützen sollte), einem Brunnen in der Mitte gestaltet, sowie in barocker Form die Beete mit niederer Buchsbaumhecke eingerahmt. Bänke an den Wegen laden zum Verweilen ein, an Kompostlege und Geschirrhütte wurde auch gedacht. Umgrenzt wird der Garten durch eine frei wachsende Hecke mit verschiedenen Sträuchern, die Bienen, Hummeln und anderen Insekten Nahrung liefern. Hauptsächlich einheimische Pflanzen, die in der Volksheilkunde gebräuchlich waren oder noch sind, wurden in den Garten eingebracht.
Das Eingepflanzte ist in Anwendungsgruppen, wie Herz und Kreislauf, Nieren und Blasen, Nerven und Beruhigung, Gewürze und Hauterkrankungen, Husten und Erkältung Magen und Darm, Leber und Galle gegliedert. So können die Heilpflanzen den einzelnen Beschwerden gut zugeordnet werden. Einige Pflanzen sind zur Behandlung mehrer Krankheiten geeignet.
Im Sommer werden etliche Pflanzen schonend getrocknet, am Weihnachtsmarkt als Tee, Salbe oder Tinktur für einen geringen Betrag abgegeben. Hauptsächlich einheimische Pflanzen, die in der Volksheilkunde gebräuchlich sind, wurden in den Garten eingebracht.
In fachkundigen Führungen werden dem interessierten Publikum die einzelnen Pflanzen und deren Wirkungen auf die Organe erläutert.
1991 wurde ein Gingko biloba Baum außerhalb des Gartens gepflanzt, 1994 die Pflanzenschilder erneuert.
Mit dem Garten besteht die Möglichkeit das wieder zu entdecken, was unsere Großmutter von der Heilkräuterkunde noch wusste und inzwischen in Vergessenheit geriet. Der Heilkräutergarten wurde und wird weiterhin von Vereinsmitglieder gepflegt und bearbeitet interessierte Mithelfer sind herzlich willkommen. Es macht Spaß in Gemeinschaft zu arbeiten und dabei die Heilpflanzen näher kennen zu lernen.